In der Sitzung des Bündnisgrünen Landesausschusses am 14. November 2012 hat sich der Landesverband von Bündnis 90/Die Grünen zur Internationalen Gartenschau (IGA) 2017 in Marzahn-Hellersdorf positioniert.
Der rot-schwarze Senat hat beschlossen, die Internationale Gartenschau (IGA) 2017 vom Tempelhofer Feld in die Gärten der Welt in Marzahn-Hellersdorf zu verlegen. Gut für Marzahn- Hellersdorf – schlecht für Berlin. Denn die bisherigen Senats-Planungen sind vollkommen unausgegoren. Die Verlagerung geschieht nicht aufgrund eines überzeugenden Konzepts, sondern ist eine Verlegenheitsentscheidung des Senats, um eine Diskussion über die Zahlung von Vertragsstrafen wegen einer Absage der IGA zu verhindern. Wir Bündnisgrünen fordern den Senat auf, zeitnah konkrete Planungen vorzulegen. Grundsätzlich begrüßen wir die bereits beschlossene Erweiterung der Gärten der Welt in Marzahn-Hellersdorf. Diese Investition hat für Marzahn-Hellersdorf auch langfristig eine große wirtschaftliche und touristische wie auch soziale und ökologische Bedeutung. Die Erweiterung bietet eine Chance im Gegensatz zu den bisherigen Planungen der IGA gemeinsam mit den Anwohnerinnen und Anwohner gestaltet werden zu können, um den Bedürfnissen der Bewohnerinnen und Bewohner von Marzahn- Hellersdorf gerecht zu werden.
Wir befürchten allerdings, dass die Verlagerung der IGA an einen neuen Standort dem Landeshaushalt deutlich teurer zu stehen kommt. Unsere Bündnisgrüne Priorität ist, die wenigen vorhandenen Gelder langfristig und für die unterfinanzierten Berliner Grünflächen zu verwenden. Es ist unglaubwürdig, dass der Landeszuschuss zur IGA verringert werden kann, da wegen des dezentralen Standortes im Vergleich zum Tempelhofer Feld mit deutlich geringeren Besucherzahlen gerechnet werden muss. Der Senat geht aber von fast genauso hohen Einnahmen aus. Um diese erreichen kalkuliert der Senat mit deutlich höheren Eintrittspreisen. Ob diese Rechnung aufgehen wird, ist mehr als fraglich – sozialverträglich ist sie auf jeden Fall nicht. Der Senat konnte bisher nicht darlegen, inwieweit die Gärten der Welt für die Anwohnerinnen und Anwohner auch während der IGA zum bisherigen Eintrittspreis – vor allem auch für die Besitzerinnen und Besitzer von Dauerkarten – zugänglich sein wird. Wir fordern den Senat auf, ein Konzept für sozial verträgliche Eintrittspreisregelungen vorzulegen. Auf keinen Fall dürfen zur Mitfinanzierung der IGA oder der dadurch gestiegenen Betriebskosten der Gärten der Welt dauerhaft die Eintrittspreise erhöht werden. Ebenso muss derzeitig noch frei zugängliches Gelände (Kienberg, etc.) auch nach der IGA wieder kostenlos von Bürgerinnen und Bürgern genutzt werden können.Die bisherigen Ankündigungen des Senats entsprechen nicht unseren Vorstellungen einer nachhaltigen IGA. Wir werden die Planungen kritisch und konstruktiv begleiten. Sie müssen sich dabei an der Frage der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit messen lassen. Ökologische Nachhaltigkeit orientiert sich dabei am stärksten am ursprünglichen Gedanken, keinen Raubbau an der Natur zu betreiben. Ökologisch nachhaltig wäre eine Vorgehensweise, die die natürlichen Lebensgrundlagen nur in einem Maße beansprucht, wie diese sich regenerieren können.
Als ersten Schritt haben wir daher eine Übersicht der schützenswerten Objekte und Arten der Flora und Fauna, des Weiteren der geschützten Flächen in dem Bereich der für die IGA vorgesehenen Grundstücke eingefordert.
Bündnis 90/Die Grünen erwarten von Senat und Bezirksamt insbesondere die Beteiligung der 55 60 65 70 75 80 Naturschutzverbände an der Planung, in sämtlichen Bauphasen und bei der Durchführung der IGA. Rechtlich vorgesehen ist die Bürgerbeteiligung bei den Genehmigungsverfahren erst ab der öffentlichen Auslegung der Pläne, wenn bereits alle wesentlichen Entscheidungen gefallen sind. Für die IGA-Planungen erwarten wir jedoch darüber hinaus, dass auch während des Planungsprozesses, des Baus und Betriebs und in der Nachnutzungsphase neben den formal vorgeschriebenen Bürgerbeteiligungen Transparenz, eine frühzeitige und ernsthafte Einbeziehung der AnwohnerInnen sowie Offenheit für Planänderungen zu Gunsten des Naturschutzes und im Interesse der betroffenen Menschen selbstverständlich sind.
Darüber hinaus fordern wir Senat und Bezirksamt auf, ein ökologisches Parkpflegewerk (Vorbilder gibt es – z. B. für den Schlosspark Glienicke) zu erstellen, möglichst wenig Eingriffe am vorhandenen Grünbestand vorzunehmen, ein Konzept zur Sicherung und Förderung der Biodiversität vorzulegen sowie moderne und ökologische Prinzipien wie z. B. Kreislaufwirtschaft, keinerlei Verwendung von Pestiziden aller Art oder Kunstdünger kompromisslos anzuwenden. Insbesondere setzen wir uns für die Verwendung von naturnahem Pflanzenmaterial aus regionaler und ökologischer Herkunft ein. Ebenso soll die Renaturierung eines kleineren bezirklichen Gewässers (zum Beispiel des Rohrpfuhlgrabens in Mahlsdorf) in das Projekt mit einbezogen werden.
Auch nach der Entscheidung für die IGA, erwarten wir vom Senat aktuell Maßnahmen zur Sicherung des chronisch unterfinanzierten Grünflächen Berlins zu ergreifen. Darüber hinaus fordern wir ihn auf, im Rahmen der IGA langfristige Antworten auf die Probleme des Stadtgrüns zu finden und in öffentlichen Diskussionen und Foren darzustellen sowie Veranstaltungen und Foren zur Situation des Naturschutzes in Berlin und Deutschland zu initiieren.
Wir setzen uns dafür ein, die IGA gemeinsam mit den BürgerInnen zu gestalten. Sie muss dazu beitragen beispielhaft zu zeigen, wie viele Funktionen Gärten und Grünflächen heutzutage erfüllen müssen und wie aktuelle Probleme der Grünanlagen gelöst werden können. Gerade in Marzahn-Hellersdorf mit seinen preisgekrönten Streuobstwiesen (Berliner Naturschutzpreis 2008) wollen wir uns dabei auch der Diskussion über soziale Erfordernisse stellen.
Quelle: http://gruene-berlin.de/sites/gruene-berlin.de/files/beschluss_zur_iga_2017.pdf
Verwandte Artikel
Irrsinn am Springpfuhl – CDU arbeitet gegen sich selbst
Am Helene-Weigel-Platz sollen, laut dem CDU-geführten Bezirksamt, die West- und die Ostseite des Platzes bebaut werden und somit insgesamt 430 neue Wohnungen entstehen. Während sich Anwohnende und unsere grüne Fraktion gegen eine zu hohe Bebauung des Platzes wehren, überraschen der CDU-Abgeordnete Christian Gräf und der CDU-Fraktionsvorsitzende Johannes Martin mit einem Flugblatt. Auf dem Flyer wird eine Bebauung der Westseite vollständig abgelehnt – entgegen der Pläne ihrer Parteikollegin und Stadträtin Heike Wessoly.
„Daher setzen wir uns im Kommunalparlament dafür ein, dass die Hochhauspläne nicht weiter verfolgt werden“ heißt es in dem Flugblatt. Diese Darstellung deckt sich allerdings kaum mit der Realität. Immerhin hat ein CDU-geführtes Bezirksamt, unter der Führung einer CDU-Stadträtin diese Pläne erstellt und sie bis zuletzt im Kommunalparlament auch verteidigt.
weiterlesen »
Weiterlesen »
Einwohnerantrag zum Helene-Weigel-Platz
In der März-Sitzung des Bezirksparlaments haben Anwohnende dem Parlament einen Antrag überreicht, für den sie mehr als 2.000 Unterschriften gesammelt haben. In diesem Antrag fordern die Anwohnenden um den Helene-Weigel-Platz einen Bebauungsplan für die dort geplanten neuen Hochhäuser. In der Vergangenheit haben die Fraktionen der CDU und SPD einen solchen Bebauungsplan abgelehnt.
Ursprünglich sollten neue Hochhäuser mit bis zu 18 Stockwerken in der Nähe des Platzes entstehen. Dafür sollte das Nahversorgungszentrum abgerissen werden. Seitdem diese Pläne publik wurden, haben sich Anwohnende – zusammen mit unserer grünen Fraktion – dagegen gewehrt. Dabei konnte bereits erreicht werden, dass die Pläne angepasst wurden. Die geplanten Türme wurden damit auf 10-15 Etagen gestutzt.
weiterlesen »
Weiterlesen »
Zum Gedenken an Femizide im Bezirk
Gemeinsam mit den Fraktionen der SPD und der Linken hat unsere bündnisgrüne Fraktion im Bezirksparlament einen Antrag zum Gedenken an Femizide in Marzahn-Hellersdorf eingebracht und erfolgreich beschlossen. Hierfür sollen nach Femiziden an Bürgerämtern oder Rathäusern eine Figur oder eine lilafarbene Stele aufgestellt werden und somit Orte des Gedenkens für die Opfer geschaffen werden.
Nach Femiziden geht der Großteil der Bevölkerung schnell wieder zum Alltag über. Mit den Stelen oder Figuren soll das Gedenken und der Kampf gegen die Gewalt an Frauen im Alltag sichtbar werden. Erst im Januar diesen Jahres wurde in Marzahn wieder eine Frau Opfer eines Femizids, als ihr Ex-Partner sie laut Informationen des rbb mit Dutzenden Messerstichen ermordet haben soll.
weiterlesen »
Weiterlesen »