Am 06. Juli wurden dutzende Menschen auf dem Weg zu einer Demonstration gegen rechte Strukturen in Hellersdorf von 15 bis 20 Neonazis angegriffen und teils schwer verletzt. Die jugendlichen Angreifer waren unter anderem mit Schlagringen und Reizgas bewaffnet und hatten wohl gezielt auf die Personen gewartet, die von S Ostkreuz aus zu der Demonstration fahren wollten. Die Angreifer sind Mitglieder der NRJ (Nationalrevolutionäre Jugend), der Jugendorganisation der rechtsextremen Neonazi-Kleinstpartei „Der III. Weg“, die schon länger versucht vor allem in Hellersdorf Jugendliche in Sportklubs zu „rekrutieren“ und den Bezirk dadurch zu ihrem Hotspot in Berlin zu machen.
Auf eine Anfrage unserer Grünen-Abgeordneten June Tomiak von Anfang 2024 geht hervor, dass der Dritte Weg vor allem in Marzahn-Hellersdorf am aktivsten ist. Im Demokratiebericht des Bezirkes heißt es, dass es dem Dritten Weg bei ihren Bemühungen vor allem darum gehen würde „Orte zu vereinnahmen“. Es geht ihnen darum Räume zu schaffen, in denen sie ihre rechtsextremen Ideologien festigen können. Der Bericht versucht auch einen Ansatz zu finden für die enorme Fokussierung der Partei auf den Bezirk Marzahn-Hellersdorf. Demnach scheinen besonders viele Mitglieder hier zu wohnen und das zu nutzen, um regelmäßig Präsenz in den Kiezen zu zeigen. Besonders besorgniserregend wird das Ganze dann, wenn Schulen und Sportklubs in den Fokus der Neonazis rücken.
Nachdem Anhänger der Partei in Marzahn-Hellersdorf, genauso wie in einigen anderen Ost-Berliner Bezirken vermehrt vor Jugendeinrichtungen und Schulen Flyer verteilten, hatte das Land Berlin sogar eine Handreichung für Lehrer*innen und Pädagog*innen zum Umgang mit Schulhofaktionen vom Dritten Weg erstellt. Hier versuchte vor allem die rechtsextreme Jugendorganisation immer wieder neue Mitglieder zu “rekrutieren“ und mit den rechtsextremen Inhalten für sich zu gewinnen. Solche und weitere Fälle werden von den Berliner Registern in den einzelnen Bezirken dokumentiert. Aus den Zahlen geht hervor, dass auch hier unser Bezirk wieder besonders stark betroffen ist. 365 rechte und diskriminierende Fälle zählte das Register alleine im Jahr 2022 und stellte bei knapp der Hälfte davon einen Bezug zum Dritten Weg her.
Bei Flyeraktionen alleine bleibt es allerdings nicht. So kam es auch im vergangenen Jahr wieder bei der Marzahn Pride zu Pöbeleien und Übergriffen, die sich auf den Dritten Weg zurückführen lassen. Ihre Plakate waren unter anderem am Auftaktort der Demonstration zu finden. Die genauen Aktionen scheint die Parteijugend auch immer an die jeweiligen Bezirke anzupassen. Vor allem in Marzahn-Hellersdorf scheinen die jungen Mitglieder dabei immer wieder auf aktivistische Politik zu setzen. Dies reicht von großflächigen Graffiti-Aktionen, über das Aufhängen großer Transparente und Flyer-Aktionen bis zu Störaktionen bei Demos und direkten öffentlichen Auftritten. Da sie sich oftmals weitestgehend ungestört im Bezirk ausprobieren können, kommen junge Neonazis aus ganz Berlin dafür nach Marzahn-Hellersdorf. Hier im Bezirk sind sowohl die alten, als auch die jungen Mitglieder seit Jahren gut vernetzt und nutzen ihre gewachsenen Strukturen, um ganze Gebiete für sich zu gewinnen.
Eines dürfte inzwischen sehr deutlich sein: Die rechtsextreme Partei „Der III. Weg“, die unter anderem bei der letzten Bundestagswahl im Jahr 2021 mit volksverhetzenden Plakaten für Aufsehen gesorgt haben, auf denen „Hängt die Grünen“ stand, sind in den Ost-Berliner Bezirken und vor allem in Marzahn-Hellersdorf so aktiv wie noch nie zuvor und sie versuchen vor allem in diesem Bezirk immer mehr junge Menschen für ihre rechtsextremen Ideologien zu gewinnen. Die Bündnisgrünen Marzahn-Hellersdorf setzen sich für eine offene Gesellschaft und demokratisches Miteinander ein. Es darf keinen Raum für Neonazis und Menschenfeinde im Bezirk geben!
Quellen:
RBB (“Dritter Weg“ immer aktiver vor Berliner Jugendeinrichtungen)
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