Die Atomkatastrophen im Reaktor von Tschernobyl in der Ukraine vor 28 Jahren und im japanischen Fukushima vor drei Jahren haben die Unbeherrschbarkeit der Atomenergie drastisch vor Augen geführt. Auch in Deutschland sind noch immer neun AKWs am Netz. Sie stellen nicht nur eine Gefahr für die Bevölkerung dar, sondern passen auch immer weniger wegen ihrer Unflexibilität zu den fluktuierenden Erneuerbaren Energien.
1986 wurde Tschernobyl sowohl zum politischen, als auch zum moralischen Fiasko für die Atomenergie und markiert weltweit für viele Menschen einen Epochenwandel in der Energiepolitik: Weg von der nicht beherrschbaren Atomenergie und hin zu den erneuerbaren Energien, Energieeinsparung und den effizientesten Energietechnologien. Doch die Folgen der Tschernobyl-Katastrophe sind auch 28 Jahre nach dem Super-GAU in der Region verheerend. Die Zahl der Todesopfer infolge des Unfalls von Tschernobyl wird von Experten auf mehrere Tausend geschätzt. Mehrere hunderttausend Menschen leiden noch heute an den Folgen der Kontamination. Für die Zukunft wird befürchtet, dass zehntausende Menschen in Europa als Spätfolge der Katastrophe an Schilddrüsenkrebs und anderen Krebsarten erkranken werden. Auch in Deutschland sind die Folgen der Tschernobyl-Katastrophe bis heute präsent: So sind bestimmte Pilzarten und Wild in einigen Gebieten z. B. im Bayerischen Wald durch die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl noch immer hoch belastet.
Das Unglück von Tschernobyl hat nicht nur für Menschen und Umwelt verheerende Auswirkungen gehabt, sondern auch zu gravierenden volkswirtschaftlichen Belastungen geführt: Die Sanierung des zerstörten Reaktors wird insgesamt mehr als 1 Mrd. Euro kosten. Selbst im weit entfernten Deutschland wurden bis heute über 250 Mio. Euro Entschädigungsleistungen aus Steuermitteln aufgewendet, um die durch die Reaktorkatastrophe hervorgerufenen wirtschaftlichen Schäden auszugleichen.
Tschernobyl ist kein Einzelfall
Neben der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl haben weltweit zahlreiche Störfälle in Atomanlagen die Illusion einer sicheren Nutzung der Atomenergie widerlegt, wie die folgenden, besonders gravierenden Beispiele belegen. Bereits im Jahr 1957 wurde durch die Explosion eines mit Nitratsalzen befüllten Tanks in Tscheljabinsk (Russland) ein rund 1 000 km² großes Gebiet radioaktiv verseucht. Etwa 1 000 Menschen kamen ums Leben, 10 000 Einwohner mussten evakuiert werden. 30 Jahre lang wurde die Katastrophe von der Sowjetregierung geheim gehalten. Im Jahr 1979 führten technisches Versagen und Bedienungsfehler im Atommeiler von Three Mile Island bei Harrisburgh (Pennsylvania) zu einer partiellen Kernschmelze und zur Freisetzung radioaktiver Gase. Über 75 000 Menschen flohen. Die Beseitigung der Schäden dauerte über zwölf Jahre und kostete mehr als 1 Mrd. Euro. Im Juli 2006 führte ein Kurzschluss im Atomkraftwerk Forsmark (Schweden) zur Trennung der Anlage vom Stromnetz und zur automatischen Reaktor-schnellabschaltung. Teile der Notstromversorgung versagten, so dass das Notkühlsystem nicht ansprang. Nur durch das beherzte Handeln eines Mitarbeiters, der die beiden Notstromaggregate per Hand in Gang setzte, konnte eine Kernschmelze verhindert werden. Auch in Deutschland hat es wiederholt gravierende Zwischenfälle gegeben, bei denen oft nur durch glückliche Umstände schwerwiegendere Folgen vermieden wurden: Biblis Block A, Dezember 1987; Unterweser, Juni 1998; Philippsburg, August 2001; Brunsbüttel, Dezember 2001; Brunsbüttel, 2007; Krümmel, 2007 und 2009 sind hierfür nur einige alarmierende Beispiele. Die Risiken der Atomenergienutzung sind seit der Katastrophe von Tschernobyl nicht geringer geworden. Im Gegenteil: Zwei Drittel aller Atomkraftwerke weltweit nahmen bereits vor 1986 den Betrieb auf. Die Störanfälligkeit von AKWs nimmt mit zunehmender Betriebszeit deutlich zu.
Super-GAU in Fukushima geschah in einem von Atomfans bezeichneten „hochsicheren AKW“
Der Super-Gau in Fukushima im Frühjahr 2011 ist ein trauriger Beleg dafür, dass nukleare Unfälle von unfassbarer Größenordnung möglich sind. Hier sind durch den Ausfall der Kühlsysteme nach einer Naturkatastrophe mindestens drei Reaktoren außer Kontrolle geraten. Es fand in mehreren Reaktoren parallel eine Kernschmelze statt. Seit 2011 fließen Unmengen von radioaktiv verseuchtem Wasser aus dem Reaktorgebäude ungehindert in den Pazifik und landet damit über die Nahrungskette der Fische auch auf deutschen Tellern. Für die Menschen und Umwelt in der Region sind die Folgen noch nicht absehbar. Die nukleare Katastrophe von Fukushima ist eine welthistorische Zäsur in der Energiepolitik, die die Notwendigkeit begründet, das Ende der Atomkraftnutzung herbeizuführen. Nicht nur in Deutschland. So sind in Frankreich noch immer über 50 Atomkraftwerke in Betrieb.
Starke Grüne im EU-Parlament bieten Chance für Atomausstieg in ganz Europa
Die Europawahl am 25. Mai diesen Jahres mit starken Grünen im EU-Parlament bietet die Chance, dass die Atomkraft in ganz Europa auf dem Rückmarsch ist und stattdessen verstärkt auf Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Energieeinsparung gesetzt wird. Denn nicht die Atomkraft ist sicher, sondern nur das Risiko ist sicher. Dies haben sowohl Tschernobyl als auch Fukushima auf traurige Weise gezeigt. Bündnis 90/Die Grünen werden deshalb auch weiterhin entschieden gegen die Atomkraft kämpfen und sich für eine faire und kostengerechte Energiewende stark machen. Doch gerade bei Letzterem handelt die schwarz-rote Bundesregierung wenig ambitioniert. Die Erneuerbaren Energien werden mit einem Ausbaudeckel gedeckelt und die Industrie erhält weitere Milliardenzahlungen an Ausnahmen bei der EEG-Umlage. Die Zeche zahlen Mittelstand und Haushaltskunden.
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